Die Zeiten, zu denen die Sonne am Horizont erscheint und wieder verschwindet, sind für zahlreiche Lebensbereiche von Bedeutung. Ob für Outdoor-Aktivitäten, astronomische Beobachtungen, die Landwirtschaft oder das Betreiben von Solaranlagen – das Wissen um diese Zeitpunkte erleichtert die Planung und Optimierung verschiedenster Abläufe. Auch für religiöse Traditionen oder energetische Berechnungen sind diese Werte unverzichtbar.
Da der Sonnenlauf von mehreren Faktoren beeinflusst wird, gibt es keine festen Auf- und Untergangszeiten. Der Breitengrad, die Jahreszeit sowie die Höhe des Standorts über dem Meeresspiegel spielen dabei eine Rolle. In diesem Artikel wird erläutert, wie diese Zeitpunkte berechnet werden, welche physikalischen Grundlagen zugrunde liegen und mit welchen Formeln eine exakte Bestimmung möglich ist.
Grundlagen der Sonnenbewegung
Die Erde rotiert um ihre eigene Achse und bewegt sich zugleich auf einer geneigten Umlaufbahn um die Sonne. Diese beiden Bewegungen sorgen dafür, dass sich die Sonne scheinbar über den Himmel bewegt. Dies ist die Grundlage für die Bestimmung der Tageslichtphasen.
Geografische Position und Sonnenstand
Die Dauer des Tageslichts variiert je nach geografischer Lage. In Äquatornähe sind die Unterschiede über das Jahr hinweg gering, während in nördlichen und südlichen Breiten die Tageslängen stark schwanken. Besonders ausgeprägt sind diese Veränderungen in polaren Regionen, wo es im Sommer lange hell bleibt und im Winter fast durchgehend dunkel ist.
Auswirkungen der Erdachsenneigung
Die Erdachse ist um rund 23,5° geneigt, wodurch sich die Sonnenstände im Jahresverlauf ändern. Dies hat zur Folge, dass die Sonne nicht täglich an derselben Position aufgeht oder untergeht. Die Sommer- und Wintersonnenwenden sowie die Tagundnachtgleichen sind markante Wendepunkte im Jahreszyklus.
Mathematische Berechnung
Prinzipien der Himmelsmechanik
Die Bestimmung der Sonnenauf- und -untergangszeiten basiert auf folgender Gleichung:

mit:
w als Stundenwinkel;
Ø als Breitengrad des Standorts;
𝛿 als Deklination der Sonne, die je nach Jahreszeit variiert.
Die Deklination kann mit folgender Näherungsformel berechnet werden:

wobei Ν den jeweiligen Tag des Jahres bezeichnet.
Ermittlung des Sonnenaufgangs
Die Berechnung der exakten Uhrzeit des Sonnenaufgangs erfolgt durch die Bestimmung des Stundenwinkels w für den jeweiligen Tag und Standort. Die resultierende Zeit kann mit dieser Formel ermittelt werden:

Hierbei berücksichtigt TZ die Zeitzone.
Ermittlung des Sonnenuntergangs
Die Berechnung des Sonnenuntergangs funktioniert nach dem gleichen Prinzip:

Somit lassen sich die lokalen Auf- und Untergangszeiten recht genau berechnen.
Faktoren, die die Genauigkeit beeinflussen
Atmosphärische Lichtbrechung
Da die Erdatmosphäre Lichtstrahlen ablenkt, erscheinen die Sonne und andere Himmelskörper leicht versetzt. Dadurch erfolgt der tatsächliche Sonnenaufgang einige Minuten früher und der Sonnenuntergang später als nach rein geometrischer Berechnung.
Höhenlage
Die Höhe des Beobachtungsorts beeinflusst ebenfalls die Wahrnehmung der Sonnenzeiten. Je höher man sich befindet, desto früher wird die Sonne sichtbar. Dies kann insbesondere in Gebirgsregionen einen signifikanten Unterschied ausmachen. Eine Korrektur kann mittels folgender Faustregel berechnet werden:

Zeitumstellungen
In vielen Ländern wird die Uhrzeit saisonal angepasst. Die Berechnungen müssen daher gegebenenfalls um Sommer- oder Winterzeit korrigiert werden.
Fazit
Die exakte Bestimmung der Sonnenauf- und -untergangszeiten verbindet astronomisches Wissen mit mathematischer Präzision. Trotz der Komplexität der zugrunde liegenden Berechnungen ermöglichen moderne Anwendungen und Online-Rechner eine schnelle und einfache Ermittlung der Tageslichtphasen. Wer sich mit den Mechanismen hinter diesen Zeitpunkten beschäftigt, erlangt nicht nur genauere Vorhersagen, sondern auch ein tieferes Verständnis für die natürlichen Rhythmen unseres Planeten. Das Wissen um diese Abläufe trägt nicht nur zur Planung alltäglicher Aktivitäten bei, sondern lässt auch die Schönheit des Zusammenspiels von Licht und Dunkelheit bewusster erleben.